Gründung und Entwicklung der Genossenschaft
Am 27. September 1908 wurde der Spar- und Bauverein Ratingen gegründet aus dem später die Wohnungsgenossenschaft Ratingen eG hervorging.
Im Zusammenhang mit der Gründung muss man sich zurückerinnen an die trostlosen Wohnverhältnisse der Industriearbeiter in der Zeit vor 1900. Je schneller die Industrieansiedlung damals wuchs, desto mehr nahm die Wohnungsnot zu.
In diesen Jahren hatte sich in Ratingen eine Anzahl aufstrebender Industriebetriebe angesiedelt. Die Baumwollspinnerei Cromford, die Spiegelglasfabrik Eisenhüttengesellschaft, die Geldschrankfabrik Adolphs, die Dürrwerke, die Keramag und mehrere andere heute zum Teil nicht mehr bestehende Unternehmen zogen viele Arbeitskräfte an. Oft fanden diese in dem vorhandenen Hausbesitz keine ausreichende Unterkunft mehr. Die zugewanderten Industriearbeiter mussten sich häufig mit überbelegten und menschenunwürdigen Wohnverhältnisses zufriedengeben. Aufgrund derartiger oder ähnlicher Notsituationen in anderen Wirtschaftszweigen unternahm man die ersten Versuche, sich auf genossenschaftlicher Basis durch Eigeninitiative selbst zu helfen. Als geistige Väter der deutschen Genossenschaftsbewegung sind Hermann Schulze-Delitsch, Viktor Aimé Huber und Friedrich Wilhelm Raiffeisen anzusehen. Nach dem Entwurf von Schulze-Delitsch entstand auch das Deutsche Genossenschaftsgesetz vom 04.07.1868. Nach der Novellierung dieses Gesetzes und mit Inkrafttreten des neuen Genossenschaftsgesetzes vom 01.05.1889 konnten sich die Wohnungsgenossenschaften allerdings erst richtig entfalten. Erst jetzt waren Genossenschaften mit beschränkter Haftung zugelassen. Vorher hatten die Mitglieder einer Genossenschaft die volle Haftung für alle genossenschaftlichen Aktivitäten zu übernehmen, was eine Ausbreitung dieser Unternehmensart stark einschränkte.
Wie in vielen anderen Städten ging in Ratingen die Initiative zur Gründung einer Wohnungsgenossenschaft von den Gewerkschaften aus. Aber auch die Ratinger Industrie und der Bürgermeister suchten nach Möglichkeiten, den vorliegenden Wohnungsnotstand zu lindern. Am 27.09.1908 wurde dann der Spar- und Bauverein Ratingen gegründet.
Trotz Kriegs- und Inflationszeiten gelang es dem Spar- und Bauverein, die ersten 130 Wohnungen zu finanzieren und die wirtschaftliche Krise zu überstehen.

Eingerichtete Kochnische unserer Wohnungen „An den Bleichen“
Auf Veranlassung des Regierungspräsidenten übernahm der Spar- und Bauverein im Jahr 1938 die Beamtenwohnungsgenossenschaft Ratingen (gegründet am 26.06.1919), die seinerzeit über einen Bestand von 24 Wohnungen verfügte. Im Jahr 1942 kam es dann zum Anschluss des Spar- und Bauvereins Tiefenbroich (gegründet am 10.04.1927), der 53 Wohnungen in das gemeinsame Wohnungsunternehmen einbrachte. Im Zusammenhang mit der Übernahme des Spar- und Bauvereins Tiefenbroich firmierte das Unternehmen um und führte fortan die Firma Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG Ratingen.
Die erste Geschäftsstelle der Genossenschaft befand sich im Haus Weststraße 18. Im Jahr 1963 erfolgte dann der Umzug in das neuerstellte Büro- und Wohnhaus Poststraße 34, in dem die Verwaltung auch heute noch untergebracht ist.
Eine wesentliche Änderung in den Genossenschaftsgremien ergab sich im Jahr 1974 durch den Fortfall der Mitgliederversammlung. Nachdem die Mitgliederanzahl auf mehr als 3.000 angestiegen war, musste die Satzung geändert und die Vertreterversammlung eingeführt werden.
Zum 01.01.1990 wurde das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz seitens des Gesetzgebers aufgehoben. Als Konsequenz dieser gesetzlichen Änderung war wiederum eine Umfirmierung erforderlich. Seither firmiert unsere Genossenschaft unter Wohnungsgenossenschaft Ratingen eG.